Das Holprinzip beschreibt ein logistisches Steuerungskonzept, bei dem Material und Waren von den nachgelagerten Produktionsstellen oder Lagerbereichen aktiv bei vorgelagerten Stellen abgeholt werden. Es bildet das Gegenstück zum Bringprinzip und wird vor allem in Produktions- und Logistikprozessen angewendet.
Beim Holprinzip liegt die Verantwortung für die Materialversorgung bei der verbrauchenden Stelle. Diese fordert benötigte Materialien eigenständig an oder holt sie physisch aus vorgelagerten Bereichen ab. Dadurch wird sichergestellt, dass Produktionsprozesse nur dann mit Material versorgt werden, wenn tatsächlich Bedarf besteht. Dies führt zu einer bedarfsgerechten Steuerung der Materialflüsse.
Technisch wird das Holprinzip durch verschiedene Systeme unterstützt, wie etwa Kanban-Karten, elektronische Bedarfsmeldungen oder IT-gestützte Materialanforderungen in ERP- oder MES-Systemen. Transportmittel wie Flurförderzeuge, Routenzüge oder Fördersysteme ermöglichen den physischen Materialtransport. Moderne digitale Lösungen wie Scanner- oder RFID-Technologie sorgen zudem für eine transparente und fehlerfreie Bedarfserfassung.
Auf organisatorischer Ebene erfordert das Holprinzip klare Verantwortlichkeiten. Die verbrauchende Stelle ist verpflichtet, Bedarfe rechtzeitig zu erkennen und die benötigten Materialien abzurufen. Dadurch wird der Materialfluss flexibler gestaltet, jedoch ist eine enge Abstimmung mit den vorgelagerten Prozessen notwendig. Die Lagerhaltung kann reduziert werden, da Bestände nur bei Bedarf bewegt oder nachgefüllt werden. Dies macht das Holprinzip besonders geeignet für Produktionsumgebungen mit variabler Nachfrage.
Zu den Vorteilen des Holprinzips gehören eine höhere Bedarfsorientierung, geringere Bestände sowie eine transparente Materialsteuerung. Gleichzeitig reduziert es unnötige Transporte und Überbestände. Herausforderungen ergeben sich aus dem erhöhten Koordinationsaufwand und der Notwendigkeit, Bedarfe zuverlässig und in Echtzeit zu erfassen. In dynamischen Produktionsumgebungen ist daher eine enge Verzahnung mit digitalen Steuerungssystemen entscheidend.